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Eine Ausarbeitung

Leben ohne Schmerzen ... Das wäre es! Leider ist dies eine Illusion, so wünschenswert es uns erscheinen mag. Und doch: Wir können einiges tun, um sie zu mildern, vielleicht auch um die ein oder andere Beschwernis zu mildern, vielleicht sogar los zu werden.

Schmerzen sind wichtige Warnzeichen. Sie helfen uns zu schützen, zu unterlassen, was uns schadet. Es kommt nur darauf an, die Zeichen zu deuten, aus ihnen zu lernen.

Schmerzen sind nicht unsere Feinde oder ungewollte Begleiter. Sie sind wichtige Bestandteilteile unseres Lebens.

Kein Leben ohne Schmerz - von der Geburt bis zum Sterben. Aus dem Schmerz heraus entsteht neues Leben. Und die Liebe zu dem neuen Lebewesen lässt den Schmerz schnell vergessen.

Wir brauchen den Schmerz nicht zu bekämpfen, wir brauchen ihn nur annehmen. Dann führt er uns zu neuen Einsichten evtl. zu einer neuen Lebenseinstellung.

Die Akzeptanz des Schmerzes bedeutet auch, sich auf Veränderungen einzulassen. Wir sollten lernen, die Sprache unserer Schmerzen zu verstehen, uns darauf einlassen, dass sie uns etwas mitteilen wollen.

Dies aber geht nur, wenn wir sie liebevoll annehmen als einen Bestandteil von uns, unseres Lebens.

Dies gilt für körperliche wie seelische Schmerzen, aber auch für Ängste und aufrüttelnde Gefühle.

So paradox es klingen mag: Wir lernen unsere Schmerzen zu lieben, sie zumindest als einen liebenswerten Teil unseres Selbst anzunehmen.

Dazu gehört aber auch, Danke zu sagen. Danke für die vielen guten Zeiten ohne Schmerzen; Dankbarkeit für unser Leben, für unser Sein;
Danke sagen unseren
schmerzenden Körperteilen für alles Bisherige, für den bisherigen guten Weg miteinander und füreinander.

Die spirituelle Grundlage ist: Leben ohne Schmerzen, die weh tun - und dies in körperlicher, wie geistig, seelischer Hinsicht.

Lassen wir uns also ein auf den Rhythmus des Lebens - auf Werden und Vergehen - auf Annehmen und Loslassen.

Legen wir los.

Erst einmal kräftig strecken und Gähnen. Die Arme und Hände weit in den Himmel strecken. Dabei darauf achten, dass die Fußsohlen auf dem Boden bleiben. Das Bild dazu ist: Wir pflücken uns einen Apfel ganz oben aus einem Baum. – Aber, nicht auf die Zehen stellen. Dann den Kopf schütteln, dass die Wangen an die Zähne klatschen. Die Zunge ein- und ausrollen, anspannen und wieder loslassen und ganz sanft im Gaumenbett ablegen. Dann die Hände und Arme ausschütteln und auch die Beine und Füße ausschütteln: erst die Füße, dann die Waden und zuletzt die Oberschenkel.


Zuerst nehmen wir eine ganz bequeme Haltung ein ... im Sitzen oder Liegen, gerade so, wie es uns am bequemsten erscheint.

Wir zentrieren unsere Atmung, indem wir die Hände auf den Bauch legen und die Atmung zu unseren Händen fließen lassen. - Die Atmung fließt ganz sanft und leicht und hebt dabei die Bauchdecke wie eine leichte Welle am Strand.

Die Atmung fließt und wir konzentrieren uns ganz auf unser Ein- Ausatmen.

Und auch bei den folgenden Übungen, falls unsere Konzentration abschweift, kehren wir immer wieder zurück zu unserer Bauchatmung und lassen uns vom sanften Heben und Senken unserer Bauchdecke mitnehmen.

Wir stellen uns vor, in Höhe unserer großen Zehen haben wir zwei kleine, ganz weiche Kugeln, mit denen wir unseren Körper erforschen können.

Wir starten von den großen Zehen und lassen unsere Kugeln ganz langsam, ruhig und spielend leicht laufen - von den großen Zehen, zu den kleinen - spielend leicht und sanft zu den Fußsohlen. Dort kreisen sie und spüren eventuelle Verspannungen auf. Sie bewegen sich weiter zu den Fußknöcheln, die Waden hoch, an den Knien kreisend, bis zu den Oberschenkeln, die Schale des Beckens sanft durchwiegend, hoch zum Magen und Bauchbereich, Wirbel für Wirbel am Rückgrat entlang (sitzt etwas fest, fühlt sich verkrampft an?). Die Kugeln dies dort erspüren lassen. Sie kreisen sanft massierend und hinterlassen ein sanftes, wohliges, warmes Kribbeln.

Nun geht es weiter zum Brustkorb, den Schulterblättern, zu den Schlüsselbeinen, dem Hals - immer sanft kreisend und ihr angenehmes, wohliges und warmes Kribbeln hinterlassend.

Nun weiter über die Kieferpartie, bis zur Zunge. Sie liegt warm, weich, ganz entspannt in ihrem Gaumenbett.

Dort kreisen die Kugeln, spielen mit der Zunge - bevor sie weiter wandern zu den Wangen, entlang der Zähne, durch die Nasennebenhöhlen, den Nasenraum - aufspürend, was festsitzt und es wohlig, angenehm warm kreisend, lösend.

Es geht weiter über die Augen, zu den Schläfen, den Ohren und der Stirn - wiederum sanft tastend und massierend, ganz leicht, rücksichtsvoll mit uns selbst - liebevoll!

Von hier aus lassen wir die Kugeln ihren eigenen Weg finden, überall dort hin, wo wir Verspannungen spüren, lassen wir sie sanft und liebevoll kreisen.

Dies ist der erste Teil unseres Versuches Leben ohne Schmerzen...".

Hoffentlich geht das angenehm warme Massieren der Kugeln nun durch den ganzen Körper - sonst einfach, wie oben beschrieben, nachmassieren.

Verstärken können wir unser Wohlbefinden, indem wir eine unserer Hände auf die aufgespürten Verspannungen oder schmerzende Stellen legen. Dies ganz sanft und leicht - nur auflegen. Wir spüren der Wärme unserer Hautpartien nach, bis wir ein sanftes Pulsieren spüren. Dieses zarte Trommeln lassen wir auf uns wirken und spüren ihm nach - ganz sanft und weich mit einem wohligen Kribbeln auf unserer Haut. Wir spüren dem nach bis tief in unsere schmerzenden Körperpartien hinein. Wir lassen dies einfach wirken und verspüren eventuell schon ein leichtes Lösen.

Um dies zu verstärken, nehmen wir nun unsere inneren Kugeln dazu und lassen uns ganz sanft und leicht innerlich massieren - ganz ohne Bewegung, nur durch die Kraft unserer Phantasie und Vorstellung.

Dem spüren wir nach so lange es für uns angenehm ist.

Sehr wohltuend ist es auch, die Hände in den Nackenbereich zu legen, dem nachzuspüren und die Kugeln weiterhin kreisen zu lassen.

Nun kommen wir zurück zur Bewegung - erst beim sanften Aufstehen, Erheben, dann bei dem, was unser Tageswerk ausmacht. Wir versuchen, die Kugeln und die angenehme Wärme, das Pulsieren unserer Hautpartien, uns immer wieder in Erinnerung zu rufen. Wir vermeiden abrupte Bewegungen, Eile und Hektik und ein allzu großes Tempo. Wir gehen rücksichtsvoll und achtsam mit uns um und erinnern uns immer wieder an unsere Kugeln, an das sanfte innere Massieren - die wohlige Wärme durch das Auflegen unserer Hände und das angenehme Gefühl, dass dies in uns hervorgerufen hat.

Wenn wir darin geübt sind, können wir die Übung vertiefen, indem wir uns fragen, wofür unsere Schmerzen stehen. Eventuell wollen sie uns ja ein Zeichen sein, dass wir etwas ändern sollten.

Woran liegt es, dass sich einzelne unserer Körperpartien überlastet fühlen? Vielleicht kommen wir darauf, was der Grund sein könnte. Eventuell kommen wir darauf, wie wir in der Lage sein werden, dies auszugleichen. Wofür könnten unsere Schmerzen symbolisch, zeichenhaft, stehen?

Vielleicht gelingt es uns ja, wir mit ihnen in einen Dialog zu kommen, indem wir unseren Schmerzen eine Stimme geben, sie fragen: "Sag mal, wieso tust Du jetzt weh? Was fehlt Dir? Was könnten wir gemeinsam ändern? Womit sollten wir uns eventuell versöhnen? Wie könnte uns dies gemeinsam gelingen?"

Lassen wir uns durch diesen inneren Dialog mitnehmen auf eine innere Reise, die wir bisher noch nie so erlebt haben. Es könnte ein Anfang sein in einen neuen Umgang mit uns selbst.

Ganz wichtig dabei ist es, unserem Körper in seinen einzelnen Bestandteilen zu danken für die gute Arbeit die er, die unsere einzelnen Körperteile, bisher geleistet haben. Zum Beispiel unserem Herz Danke zu sagen, dass es bisher so zuverlässig und kräftig für uns geschlagen hat. Dass die Nieren und die Leber so vieles gereinigt haben, was wir in uns hineingelassen haben. Dass die Füße uns getragen haben auf all unseren Wegen. Dass unsere Beine uns immer wieder ans Ziel gebracht haben. Dass unser Kopf immer für uns da war mit Gedanken, den Erinnerungen, den Bildern, die wir in uns speichern.

Wir können uns noch vieles mehr ausdenken. Wir werden sehen, es wird eine spannende Reise in bisher unentdecktes Land.

Das Schöne dabei: Wir können direkt loslegen; müssen nicht groß planen oder sparen. Wir sind ab sofort mittendrin und lassen uns mitnehmen in bisher unentdeckte Horizonte!

Exkurs:

Natürlich ist die hier vorgestellte Körperreise kein Ersatz für einen Arztbesuch! Sobald Schmerzen da sind, sollte die Ursache auf jeden Fall ärztlich untersucht werden. Aber, wir können selbst unseren Teil beisteuern und auch in der Medizin ist es unumstritten, dass die aktivierten Eigenkräfte eines Menschen wesentlicher Bestandteil einer Heilung oder zumindest Besserung sind. Dies gilt sowohl für körperliche als auch seelische Belange.

Dem Schmerz liegt eine katharische, reinigende Kraft inne. Christen glauben daran, dass Jesus für sie den Schmerz der Welt auf sich genommen hat. Jesus befreit nicht von Schmerzen, aber er hilft uns, sie als von Gott gegeben anzunehmen und mit ihnen in eine neue Welt zu gehen. So können wir uns selbst annehmen, als geliebte, liebenswerte und selbst Liebe schenkende Menschen.

Dies eröffnet uns eine Welt, eine Weltsicht, voll von Gott geschenkter Liebe zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen.

Auch diese von Gott verheißene und von Jesus verkündigte Welt, ist nicht ohne Schmerz, aber sie ist voller Einfühlungsvermögen und Mitgefühl.

Was da einst kommen wird, wissen wir nicht. Wir können es nur ahnen und darauf vertrauen. Aber das reicht, um Krisen zu bewältigen, immer wieder das Gute in mir selbst und im Mitmenschen zu sehen; letztlich das Gefühl zu haben, ein gesegnetes Leben zu führen. Christen wissen dies.

So können wir jeden Tag eine Beziehung zu uns selbst aufnehmen, indem wir ihn als Geschenk Gottes beginnen und begehen.

Die 24-Stunden-Frage ist: Welcher Geist soll mich heute tragen; welche Lebenseinstellung mich heute leiten?

Es ist die Lebensentscheidung zwischen getrieben werden oder das Leben selbst zu gestalten. Dies als von Gott geliebter mündiger Mensch. So lege ich als glaubender Mensch mein Leben in Gottes Hand. In diesem Loslassen liegt die Kraft zum Aufbruch und zum Neubeginn.

Ein Gebet zum Tagesbeginn:
Lieber Gott, danke für diese Nacht! Mögest Du mich auch heute führen und leiten. Ich bitte Dich um Deinen Segen für diesen Tag! Sei mit deiner Liebe bei mir und meinen Lieben! Amen.

Nehmen wir unsere Seele mit in diesen einen, immer wieder von Gott neu geschenkten Tag. Vertrauen wir uns ihm an mit all unserem Tun und Sein, unseren glücklichen Momenten, aber auch Schmerzen und Sorgen.

Eine kurze Erzählung dazu:
Ein europäischer Biologe hatte für eine Himalaja- Expedition eine Gruppe indischer Träger angeheuert.

Der Forscher war in großer Eile, denn er wollte schnell an sein Ziel kommen. Nachdem die Gruppe den ersten großen Pass überschritten hatte, erlaubte er ihnen eine kurze Rast. Nach einigen Minuten rief er aber wieder zum Aufbruch.

Die indischen Träger blieben aber einfach auf dem Boden sitzen, als hätten sie ihn gar nicht gehört. Sie schwiegen und ihr Blick war zu Boden gerichtet.

Als der Forscher die Inder schärfer aufforderte, weiterzugehen, schauten ihn einige von ihnen verwundert an. Schließlich sagte einer: “Wir können nicht weitergehen. Wir müssen warten, bis unsere Seelen nachgekommen sind.”

(Indische Geschichte, gefunden in: Gelassenwerden. – Herder, 1996, leicht überarbeitet)


Zur Besinnung:

Die Welt und alles

Es braucht kein Geburtstag zu sein,
nicht mal ein Tag,
auch nachts kommt es vor, wenn das Bett ein Boot
und die Welt und alles
ganz um einen herum ist
und bis ans Hemd,
an die Haut,
an das Herz reicht.

Und passiert es bei Tag,
ist's eine Wolke zum Beispiel, die einem plötzlich wie eine Locke
über den Kopf fliegt,
und ringsherum
lacht es und luftet.

Der Wind hat Geburtstag
und die Welt und alles.
Man ist zum Fest eingeladen und weiß nicht was man mitbringen soll.

Jörg Schubiger
(gefunden: Seelenwanderweg auf Wangerooge)

Wie geht es weiter:

Auf lange Sicht vermeidet man Schmerzen nur mit Bewegung. Der gedankliche Ansatz "Leben ohne Schmerzen..." ist kein Freibrief, medizinische Versorge zu unterlassen, oder medizinische Anwendungen in Frage zu stellen. Und jede Vorsorge ist besser als späteres reagieren müssen.
 
Es kommt darauf an, die Freude am eigenen Körper und am seelischen Erleben wiederzubeleben.

Bei Babys ist es zu sehen, wie es geht: Erstaunt und freudig spielen sie immer wieder mit ihren Fingern und Zehen. Sie bewegen freudig den ganzen Körper. Sie erforschen ihn; indem sie sich drehen und wenden, tasten und fühlen. Sie strecken sich, falten sich zusammen, krabbeln, ziehen sich hoch und starten schließlich ihre ersten Gehversuche. Und für uns Erwachsene ist es ein wunderbares Bild und Erleben, dabei zu zuschauen.

"Ich versichere euch: Wer sich Gottes neue Welt nicht schenken lässt wie ein Kind, wird niemals hineinkommen.« (Mt 18,3 aus: Bibelübersetzung Gute Nachricht)

Also, einfach freudig ausprobieren und sich schenken lassen ;-)

Übrigens:

Die vorgestellten inneren Kugeln lassen sich mit bisschen Übung direkt zu den schmerzenden Körperpartien leiten. Wichtig ist dabei vor allen Dingen, an die Bauchatmung zu denken und eventuell eine Hand auf die Bauchdecke zu legen. Sehr hilfreich ist dies auch bei Krämpfen.

Bewährt haben sich die inneren Kugeln für mich unter anderem bei Heuschnupfen, verkrampften Kiefer, beim Einschlafen, nach schlecht geschlafenen Nächten, als Vorstufe zum Autogenen Training, schlechter Laune, Unlust, Antriebslosigkeit, dem Gefühl der Leere, Heißhunger, innerem Frösteln, dem Bedarf nach Wärme, Ängsten, beim Zahnarzt und danach (dem Setzen und wieder Entfernen meiner Zahnimplantate), nach meinem Fußbruch, beim Jucken unterm Gips, bei Knieschmerzen, Beinkribbeln, steifen Knochen, Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich und bei Handschmerzen, nach Corona: Herz-Atemprobleme ... aber auch beim Meditieren, wenn die Gedanken abschweifen und bei der Vorbereitung zum Gebet ... beim Start in einen neuen Tag ... beim Hören auf mein Bauchgefühl ... beim selbst einmal in die Arme nehmen, ... meinen Glauben, mit Herz und Verstand zu leben ... zu fühlen... und Loslassen ... beim Genießen und Danke sagen ...

Die Kugeln können bei seelischen Schmerzen oder Ängsten sehr hilfreich sein. Dazu innerlich auf die Reise gehen und schauen: Wo sitzt das Gefühl, die Beklemmung, die Angst, der Trauerklos, das flaue Gefühl im Bauch? Dies körperlich verorten - die inneren Kugeln dort hinbewegen, tief Ein- und Ausatmen, evtl. auch eine Hand mit dorthin wandern lassen; versuchen, mit dem Schmerz, dem Gefühl ins Gespräch zu kommen; im Fließen des Atems loslassen und sich Gott, der Kraft des Lebens, anvertrauen.

Mit den Worten des Apostels Paulus: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“  (1Kor 3,16)

Wissen tun wir es noch nicht, aber vielleicht ahnen wir es mehr und mehr ... Machen wir uns auf die Reise!

Ein Allheilmittel ist der Ansatz "Leben ohne Schmerzen..." natürlich nicht. Aber evtl. eine gedankliche Anregung und eine Etappe auf dem Weg des Lebens.

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